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Ein
Hochschulinstitut als dissipatives System |
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Öko-Text |
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Stand 1.9.2001 (1980) |
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4. Innere Ordnung und Unordnung
Begriffe:
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Ein
Hochschulinstitut als
dissipatives, Energie umsetzendes System ... |
Als ein >dissipatives, also ein >Energie umsetzendes und zerstreuendes >System, das gleichzeitig Stoffe und
>Informationen umsetzt, gehorcht ein
Hochschulinstitut physikalischen und ökologischen Gesetzmäßigkeiten, ähnlich
wie Organismen in einem >Ökosystem. Gezwungen durch >Konkurrenzdruck, erhält und steigert es
seine >Ordnung. Die ökologischen Zusammenhänge
besitzen auch Gefühlswerte, die selbst wieder ökologisch deutbar sind. |
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... kann
in einem ökologischen Modell abgebildet werden ... |
Man baut sich >Modelle von einem Planungs- oder Untersuchungsgegenstand,
weil man Versuche am Modell mit weniger Energieaufwand durchführen kann als
am Gegenstand selbst. Sprachliche und mathematische Modellbildung
vermindert den Aufwand erheblich und hat die überlegen schnelle
kulturell-technische >Evolution ermöglicht. Wenn ein bestehendes Modell nicht nur einmal, sondern
mehrmals in verschiedenen Zusammenhängen verwendet werden kann, wird eine
weitere Einsparung an Aufwand erreicht. Jeder Vergleich eines Gegenstandes
mit einem anderen schafft ein Modell. Selbst zunächst äußerlich erscheinende
Analogien lassen sich durch entsprechend starke Abstraktion auf ein
vertieftes Fundament stellen. Wer in einem Institut für >Ökologie gearbeitet hat und mit ökologischen Denkmodellen zu tun hat, ist
geneigt, diese Modelle auf die Arbeit im Institut selbst anzuwenden. Ökologische
Modellvorstellungen, die naheliegen, sind ein Organismus, ein Garten, ein
Ökosystem - auf jeden Fall dissipative Systeme mit Stoff- und Energieumsatz
(vgl. hierzu Odum 1977). Das Modell des Ökosystems hat Blackburn
1973 in einleuchtender Weise auf das Hochschulmilieu angewendet. Der
vorliegende Beitrag wurde von Blackburns Schrift angeregt. |
... "von
außen" und "von innen": |
Bei der Modellbildung lassen sich zwei entgegengesetzte Pole
unterscheiden: Man kann die Dinge sozusagen von außen, unbeteiligt,
wissenschaftlich, "im Reagenzglas" betrachten; man erhält dann mehr
oder weniger wertneutrale "Ist-Modelle". Hierbei kann die
Entscheidung für eine solche Betrachtung selbst, wenn sie nicht zufällig
ist, nicht wertneutral sein. Man kann die Modelle aber auch sozusagen von
innen sehen, gefühlsbesetzt, mit Anteilnahme. Die Modelle, die man so
erhält, sind keine reinen Ist-Modelle mehr; sie können als
"Sollte-Modelle" oder auch "Sinn-Modelle" charakterisiert
werden. Allerdings enthalten auch sie Information über Istzustände. Die
Ökonomie beider unterschiedlicher Modellbildungen bezieht sich auf einen
jeweils anderen Umwelt- und Sprechzusammenhang - Übergänge sind denkbar. |
Prognosen und
Gefühlswerte |
Ein Lebewesen, ein Garten, ein Hochschulinstitut sind selbstregulierende
Systeme mit lebenden Bestandteilen, die physikalischen und ökologischen
Gesetzmäßigkeiten gehorchen. Sie erhalten ihr dissipatives >Gleichgewicht gegen innere und äußere
Störungen, insbesondere gegen die Konkurrenz anderer. Sie sind aber
gleichzeitig auch Gebilde mit Gefühlswert; die Dinge werden mit Respekt und
Liebe betrachtet; Störungen werden gefürchtet; stabile Gleichgewichte bringen
Befriedigung. Diese Gefühlswerte können ökologisch gedeutet werden als verhaltenssteuernde
Signale, die aus >komplexen Verrechnungen der Informationen im Gehirn
stammen. Der Verrechnungsmechanismus wiederum muß sich während der
langen Evolution in ähnlichen Situationen bewährt haben; ein gewisses
Vertrauen in diese Mechanismen spart vergebliche Versuche und damit Energieverluste. |
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Ein
dynamisches System ... |
Ein Hochschulinstitut läßt sich wie jedes System als eine
Menge von Elementen mit gegenseitigen Beziehungen,
spezieller als ein offenes, >dynamisches System - mit Beziehungen auch zur
Umgebung und Veränderungen in der Zeit auffassen. Die Veränderungen in der
Zeit sind mit einem gewissen Energie-Umsatz oder Arbeitsaufwand der
Lehrstuhlangehörigen sowie der technischen Geräte verbunden; damit wird das
dynamische System zu einem "dissipativen" System. Außerdem hat
das System einen gewissen stofflichen Bestand, eine bestimmte ">Biomasse" (seiner Angehörigen) und eine gewisse ">Technomasse" (seines Bestandes an
Bauten, Leitungen, Geräten, Maschinen und sonstigen >technischen
Systemen). Sowohl Bio- wie Technomasse unterliegen einer gewissen Erneuerung,
tauschen also Stoffe mit der >Umwelt aus. |
...
konkurriert mit anderen
um Energie und Stoffe. |
Das System muß deshalb an energetische und stoffliche >Ressourcen in der Umwelt angekoppelt
sein. Und da das System nicht allein auf der Welt ist, steht es in Konkurrenz
zu anderen Systemen, die sich aus dem gleichen begrenzten Ressourcentopf
oder Ressourcenstrom nähren. Jedes komplexe dissipative System überlebt gegen seine Konkurrenten.
Wenn Konkurrenzdruck wegfällt, dann wird die komplexe Ordnung des Systems
schrittchenweise abgebaut, weil kleinste, thermodynamisch unvermeidliche Verluste
und Unregelmäßigkeiten, Schmutz und Unordnung sich ansammeln, z.T. aufschaukeln.
Die Konkurrenz zwingt dagegen zu Einhaltung und womöglich Steigerung des
bisher erreichten Ordnungsgrades. |
Auch
ökologisch hat alles seinen Preis. |
Konkurrenz bedeutet aber auch: Es kann nur etwas erreicht werden
aufkosten anderer Systeme. Zuwachs und Gedeihen sind erkauft mit Verlusten,
Kränkeln, Chancenverlust und Absterben bei konkurrierenden Systemen. Konkurrenten
für ein Hochschulinstitut können andere Institute sein oder andere Disziplinen,
aber auch Lebewesen, denen durch die Raum- oder Stoffkonkurrenz des Instituts
die Lebensmöglichkeiten beschnitten oder genommen werden. Furcht- und Haßgefühle
gegenüber den Konkurrenten müssen sich als überlebensfördernde Verhaltenssteuerung
herausgezüchtet haben. |
Ausbeutung
anderer ... |
Wenn die Konkurrenten >Ausbeutung anderer Systeme betreiben,
etwa Arbeitsströme von Studenten einseitig ableiten, dann muß man es ebenfalls
tun, wenn man nicht andere Möglichkeiten hat, die Überlebensvorteile der
Ausbeutung anderer zu kompensieren. Umgekehrt müßte ein Institut versuchen,
sich nicht mehr als unvermeidlich von stärkeren Systeme ausbeuten zu
lassen. Da diese Systeme durch Informationsgewinn über das auszubeutende
System den >Wirkungsgrad ihrer Ausbeutung steigern, darf ein Institut sich nicht allzusehr
"in die Karten schauen" lassen, um nicht den ausbeutenden Zugriff
stärkerer Systeme zu erleichtern. Weil immer ein gewisser Informationsfluß
von den Studenten zu solchen Systemen zu befürchten ist, muß ein Institut
abwägen zwischen der Energieeinsparung durch den Aufbau eines gemeinsamen
Informationsspeichers für Institut und Studenten und damit wirksamerer
Zusammenarbeit - und der Energieeinsparung durch Vermeidung von Indiskretion. |
... und
Symbiosen helfen
beim Überleben ... |
Jedes Institut hat mindestens einen Konkurrenten; Institute können
aber auch miteinander in >Symbiose leben und sich gegenseitig
fördern und steigern, wenn gleichzeitig der Aufwand für die Überbrückung der
Kommunikationsschranken nicht zu groß wird. Man könnte eine
Wissenschaftsdisziplin oder ein Institut ökologisch aus der Umwelt aus
anderen Disziplinen bzw. Institute definieren, mit denen sie in Kontakt
steht: "Sage mir Deinen Umgang, und ich sage Dir, wer Du bist".
Das könnte zu einer neuartigen Klassifizierung der Wissenschaften führen,
vergleichbar der Klassifizierung von Lebewesen nach ihrer Rolle im
Ökosystem. |
... im
Konkurrenzfeld. |
Schon die Benutzung von Maschinen - von Telefon, Computern, Kopierern
und anderem - kann als Symbiose aufgefaßt werden, zu der der Konkurrenzkampf
der Institute zwingt. Der gesamte Vorgang läßt sich auch als "technische
Aufrüstung" auffassen, vergleichbar der militärischen Aufrüstung -
und wohl ähnlich unumkehrbar (vgl. Wesley 1974). |
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Geld als
Modell für
Energie und Stoffe |
In heute gebräuchlicher wirtschaftlicher Betrachtung werden die Ressourcen
nicht primär als Stoff- oder Energiequellen gesehen, sondern als Quellen
von Geld. Das Geld kann aber als Modell für Stoffe (Güter) und
Energie (Arbeit) betrachtet werden, die Geldflüsse als in Gegenrichtung
fließendes Äquivalent für Stoff- und Energieströme. Ein Institut ist einerseits von staatlichem Geld abhängig,
kanalisiert in Personal- und Sachmitteln, andererseits vom Zustrom
studentischer Arbeit. Die Personalmittel können gedeutet werden als Geld-Äquivalent für einen Strom
menschlicher Arbeit, umgewandelter Nahrungs- und damit Sonnenenergie, der
in die Erhaltung und Entwicklung des Instituts fließt. Die Sachmittel
entsprechen dem Umsatz von technischer Energie und Stoffen sowie von menschlicher
Arbeit für Betrieb und Erhaltung der technischen Systeme. |
Arbeit der
Studenten als
Ressource: ... |
Die Arbeit der Studenten wird oft als Ressource relativ
gering eingestuft. In ökologischer Sicht ist sie ebenfalls als Energiestrom
deutbar. Quantitativ beträgt sie ein Vielfaches der Arbeit der Angehörigen
eines Hochschulinstitutes. Da diese aber einen gewissen Informationsvorsprung
vor den Studenten besitzen, das heißt, ihr fachliches Umweltmodell schon
etwas mehr angereichert ist, hat die Institutsarbeit im Durchschnitt (nicht
in jedem Einzelfall) einen etwas höheren Wirkungsgrad, vergleichbar dem höheren
Wirkungsgrad, der bei einer Turbine durch einen schärferen Wasserstrahl
erzielt wird. Die Energieaufwendung, zu studieren, steigert den
Wirkungsgrad der fachlichen Arbeit und soll sich im Berufsleben auszahlen.
Umgekehrt bedeutet die Arbeit der Studenten auch für das Institut einen
gleichsinnig gerichteten Arbeitsstrom, der laufend Auswirkungen auf die
innere Struktur und das Verhalten des Instituts hat, und der trotz seines
geringeren Wirkungsgrades erhebliches Gewicht haben kann. |
... Zusammenarbeit
mit den Studenten zu verbessern lohnt sich. |
Im Konkurrenzkampf der Institute ist der Gesamtwirkungsgrad
entscheidend. Um diesen Gesamtwirkungsgrad zu steigern, ist es wohl oft
effektiver, den Wirkungsgrad in der Zusammenarbeit mit einer großen Zahl
der Studenten zu steigern, als den Wirkungsgrad einzeln forschender Institutsangehöriger.
Zumindest ein Teil der Institutsangehörigen sollte also die Fähigkeit zu
einer wirkungsvollen Zusammenarbeit mit den Studenten besitzen. Wenn sich
diese ökologische Situation in den Gefühlswerten abbildet, dann müßte diese
Zusammenarbeit mit den Studenten oft mehr Befriedigung vermitteln als etwa
die mit der Hochschulverwaltung. |
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Studienarbeiten als Wissensressource |
Ein System, das sich mehr Stoffe und Energie aus der Umwelt aneignen
kann, wird mehr Chancen haben, zu wachsen. Gleichzeitig wird es damit umso
mehr Möglichkeiten haben, Informationen über die Umwelt zu
speichern und zu verarbeiten. Bei sonst gleichen Bedingungen wird das System,
das die Eigenschaften der Umwelt, insbesondere die Quellen für mögliche
Störungen genauer oder vollständiger im Modell abbildet, gegenüber seinen
Konkurrenten Überlebensvorteile haben. Ein System, das über längere Zeit
einem Konkurrenzdruck standgehalten hat, wird also Informationen über seine
Umwelt angesammelt haben und das Umweltmodell in seinem Informationsspeicher
auszuweiten versuchen. Wenn zum Beispiel auf die Ausnutzung der Information
verzichtet wird, die in den Studienarbeiten vorliegt, indem diese Arbeiten
nur immer wieder zurückgegeben werden, statt laufend in die Institutsbücherei
gestellt zu werden, bedeutet das einen Verzicht auf positive Rückkopplung
- etwas, das mit der Aushagerung des Bodens an windausgesetzten Geländekanten
vergleichbar ist. Wenn jedoch die Studienarbeiten wie auch sonstige
Informationen zum Arbeitsgebiet des Instituts laufend gesammelt werden, so
ist das mit konsequenter Pflege eines Komposthaufens zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit
zu vergleichen. Die Einspeisung selbst unausgegorener Gedanken der Studenten
und Institutsangehörigen in den gemeinsamen Informationsbestand dürfte so
wohltätig wirken wie das >Mulchen auf den Boden, und das entsprechende Sammel- und Pflegeverhalten
müßte durch starke Gefühlswerte belohnt werden. |
Allerdings: Auch
Informationssammlung nicht grenzenlos |
Allerdings erfordert die Ansammlung von Informationen - Büchern, Plänen,
Bildern, Erfahrung - selbst einen gewissen Stoff- und Energieumsatz. Jede
Information in einem >lebenden System über seine Umwelt, die längere Zeit
überdauern soll, muß in einem materiellen Informationsspeicher konserviert
werden. Jede Einwirkung auf die Umwelt erfordert Energie. Auch ein Energiespeicher
erhöht die mögliche Leistung, also die in der Zeiteinheit freisetzbare
Energie. Aber auch ein Energiespeicher erfordert ein stoffliches Substrat.
Die beiden überlebensnotwendigen Funktionen der Informations- und
Energiespeicherung konkurrieren also um stoffliche Strukturen eines lebenden
Systems, das selbst wieder unter Konkurrenz steht. Von zwei um die gleichen
Ressourcen konkurrierenden Systemen wird bei sonst gleichen Bedingungen
dasjenige die größeren Überlebenschancen haben, das mit sparsameren
Speichern auskommt, das also keinen Ballast unterhält. Deshalb wird das
Maximum an Informations- oder Energievorrat nicht gleichzeitig das Optimum
sein; überflüssige Informationen, überflüssige Energiedepots müssen
ausgeschaltet werden, um die Speicher zu entlasten; Gehirne wachsen so
wenig ungebremst wie Fettpolster (vgl. hierzu Dancoff/Quastler 1953).
Je mehr Information über die Umwelt ein System je Einheit des Energiedurchsatzes
speichern kann, desto höher dürfte der Überlebenswert im allgemeinen sein.
Im Konkurrenzfeld wird sich also das Verhältnis von Informationsumsatz zu
Bio- und Technomasse allmählich einem Maximum nähern, das durch die Gefühlswerte
der Schönheit - geordneter Vielfalt - signalisiert und belohnt wird. |
Unvermeidlich:
Abfälle
und Abwärme |
Die Kehrseite von Stoff- und Energieumsatz sind Abfall- und
Abwärmeproduktion. Schon ein Kopierapparat kann als Beispiel dienen.
Er erzeugt unvermeidlich Lärm, Schmutz, Abfälle, Abwärme und schlechtere
Luft - ein Modell aller Umweltprobleme im Kleinen. Nichts hilft es, daß
etwa ein Ökologie-Institut Umweltbelastungen verringern will - es erzeugt
selber welche, wenn es leben will. Das Verhältnis zu den technischen
Systemen müßte also ambivalent sein, ökologisch gesehen und auch in den
Gefühlswerten. |
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Innere Ordnung steigt im Konkurrenzfeld ... |
Nicht nur die Ansammlung.
Speicherung und Verarbeitung von Information über die äußere Umwelt,
sondern auch die Ordnung der inneren Strukturen, die innere Modellbildung
dürfte einen positiven Wert für das Überleben eines Instituts haben. Wenn die
verschiedenen Teile eines Instituts voneinander die wesentlichen
Informationen speichern und eine gewisse Redundanz hergestellt ist, dann wird
das Zusammenwirken der Teile gefördert. Konzepte sind ein Mittel, um
so etwas zu erreichen. Konzepte sind Modelle; sie können also nur Teile der
Wirklichkeit oder des angestrebten Zustandes abbilden; sie sind abstrakt.
Wie jedes System erfordern sie zu ihrer Bildung und Erhaltung Energie.
Konzepte unterliegen der >Mutation und der >Selektion;
konkurrierend schwimmen sie in der Suppe der Modelle umher, selbst wenn sie
scheinbar alles umfassen. Formulierte Konzepte, zum Beispiel über die
Interessen- und Forschungsrichtung, die Kompetenzverteilung, den
Studienablauf können Verzögerungen und Interferenzen vermindern, ähnlich
wie die Fahnen bei den Soldaten. Konzepte sparen Denkarbeit und können Zugehörigkeitsgefühle
vermitteln. Ihre Gefahr ist die Erstarrung. In einer sehr veränderlichen
Umwelt können sie hinderlich wirken und die Anpassungsfähigkeit vermindern
statt erhöhen. Wenn sie allgemein zugänglich sind, bringen sie auch die
Gefahr, daß Konkurrenten, Ausbeuter und Schmarotzer allzu gut über die Innenstruktur
des Instituts bescheidbekommen und zum Beispiel interessante Forschungsthemen
oder wissenschaftliche Pointen wegschnappen. |
... bis zu relativen Grenzwerten |
Es muß also ein Mittelweg
gesucht werden zwischen konzeptlosem Dahinwursteln und der Verknöcherung in
den eigenen Konzepten und Prinzipien. Ordnungs- und Konzeptbildung kann von
den Studenten mitgetragen werden; ihre Identifikation mit "ihrem"
Institut steigt dadurch an, daß das Studienmilieu selbst ein ständiges Thema
von Studium und Studienpraxis ist. Wenn das durchgehalten wird, müßte die
Arbeitsüberlastung der Institutsangehörigen in Grenzen gehalten werden
können. |
Rhythmus als Hilfsmittel zur Energie-Einsparung |
Der Tendenz zur maximalen Ordnung,
die den Energieaufwand für die Bewältigung zu erwartender Störungen vermindert,
und zu der sich die konkurrierenden Systeme gegenseitig zwingen, läuft die
Tendenz zur maximalen Unordnung entgegen, die die Aufwendungen für den
Aufbau von ordnenden Steuerungs- und Kontrollsystemen vermindert. Im Lauf
der Zeit ändern sich zufällig Kleinigkeiten im lebenden System und wirken
als innere Störungen. Störungen aus der Umwelt kommen hinzu. Die Beseitigung
der entstehenden Unordnung in unregelmäßigen, zufälligen Abständen ist
wohl möglich; energiesparsamer ist jedoch ein fester Rhythmus. Die
gleichen Programme können dabei unverändert verwendet werden; der Aufwand
vermindert sich. Wenn darüber hinaus verschiedene Rhythmen untereinander
ganzzahlige Verhältnisse besitzen, sind auch die Unregelmäßigkeiten und der
Energieverlust bei der Überlagerung verschiedener Rhythmen geringer; eine
Hierarchie von Rhythmen mit ganzzahligem Verhältnis untereinander wird
sich einstellen. Natürliche Umweltrhythmen wie Tag und Jahr werden überlagert
durch kulturelle Rhythmen wie Wochen und Semester. Wenn die Umweltrhythmen
durch innere Rhythmen vorweggenommen werden, werden Verzögerungsverluste
vermindert. Wie im menschlichen Organismus geordnete Rhythmen Gesundheit,
das heißt relativ höchstmögliche Ordnung anzeigen und das Wohlbefinden
fördern, so wird in einem Institut ein relatives Wohlbefinden eintreten,
wenn die Arbeiten zur Ordnungserhaltung, zum Beispiel die Besprechungen,
in Tages-, Wochen- oder Monatsrhythmen ablaufen. Im Lauf der Zeit werden sich
die Rhythmen von selbst einstellen; aus Geräuschen entsteht Musik. Ein
Taktgeber kann die Präzision steigern, wie ein Dirigent die Präzision des
Orchesterspiels - falls Konkurrenzdruck hierzu zwingt. - Allerdings:
Rhythmen bringen auch die Gefahr unerwünschter Resonanzeffekte, wie beim
Tragen voller Wassereimer mit gleichmäßigem Schritt. |
Innovation zur Eroberung neuer Lebensmöglichkeiten |
Wie die Mutationen im Lauf
der Evolution zur Eroberung neuer >ökologischer
Nischen führen können, so die Innovationen innerhalb einer
Disziplin. In einer Phase des Wachstums, vergleichbar der Besiedlung einer
trockengefallenen Schlammbank durch Pflanzen - wird die Zahl der überlebenden
Innovationen größer sein als in einer Phase des Gleichgewichts, in der sie
meist schon im Ansatz wegselektiert werden wie die Buchenkeimlinge in einem
alten Buchenwald. Wenn also viele Studenten eine Ausbildungsstätte passieren
und nach Abschluß des Studiums keine Arbeitsstellen finden, ist es günstig,
die Themenwahl für Studienarbeiten und damit die individuellen Spezialisierungen
der Studenten nicht allzusehr einzuengen. In einer solchen Grundsituation
müßte jede neue Verknüpfungsmasche mit anderen Initiativen begrüßt werden.
So können neue Maschengebilde entstehen, deren Eigenschaften man vorher
nur global, nicht im einzelnen voraussagen konnte; Unordnung wackelt sich zur
Ordnung zurecht, wie Erbsen im Glas, das man schüttelt. "Man kann
ja mit bestem Willen nicht verhindern, daß die Leute was lernen ..."
(Sukopp) |
Spiel um die Existenz wird von Gefühlen begleitet. |
In der Ansammlung und
Erhaltung von Information über seine Umwelt und im Ausprobieren von neuem
Verhalten wird das Institut ein "Spiel um seine Existenz" spielen
(vgl. Eigen/Winkler 1975), wobei der Ausgang nicht vollständig vorhergesagt
werden kann. Immer wird das Spiel von Gefühlswerten begleitet sein. Die Angehörigen
eines Instituts hängen ein Stück ihres Herzens dran; jedes Ding, jeder Raum
hat für jeden eine besondere Bedeutung. Um den Preis des gemeinsamen
Leidens und Kämpfens in der Umwelt werden die gemeinsamen Räume eines Instituts
zu einem gewissen Zuhause; Farben und Formen, Werkstoffe und Beschriftungen
stimmen sich gegenseitig ab; feine Rückkopplungsnetze weben sich zwischen
die Dinge; sie zeigen: "Wir gehören zusammen"; ein Stil
bildet sich. |
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Blackburn, Th. R.: Information and the ecology of scholars. Science 181, 1973, S.
1141-1146 Dancoff, S.; Quastler, H.: The
information content and error rate of living things. In: Quastler, H.(Hrsg.):
Information theory in biology, S. 262-273. Urbana: Univ.
Illinois Press 1953 Eigen, M.; Winkler, R.: Das Spiel.
München, Zürich: Piper 1975 Odum, E. E.: The emergence of ecology as a new
integrative discipline. Science 195, 1977, S.
1289-1293 Wesley, J. P.: Ecophysics. Springfield (Illinois):
Thomas 1974 |
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Begriffe, wie sie hier verwendet
werden |
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Ausbeutung = Abzug von Energie oder Stoffen
aus einem >dissipativen System durch ein anderes Biomasse = Masse aller lebenden
Individuen einer >Population oder eines ganzen >Ökosystems dissipatives System = energieumsetzendes,
deshalb gemäß >Entropiesatz Energie zerstreuendes >dynamisches System.
Ein dynamisches System, das längerfristig in einem dynamischen
Gleichgewicht bleiben soll, muß mit seiner >Umwelt >Energie
austauschen. dynamisches Gleichgewicht = ein in gewissen Grenzen
(z.B. abgesehen von geringen Schwankungen) gleichbleibender Zustand eines
>dynamischen Systems. Beispiele: Ein rund laufender Motor, ein Wasserfall,
ein gleichmäßig fliegender Vogel. dynamisches System = >System mit Veränderungen
in der Zeit Energie = Fähigkeit eines dynamischen
Systems, Arbeit zu leisten. Einer der Grundbegriffe der Physik Entropie = wissenschaftliches Maß
für >Ordnung und Unordnung eines >Systems, oft auch gleichbedeutend
mit "Unordnung" verwendet. Entropiesatz = "Zweiter Hauptsatz
der Thermodynamik", Satz von der Unumkehrbarkeit der Zeit - unter
gängigen Bedingungen; gleichbedeutend mit der Unmöglichkeit, Ordnung ohne
Energieeinsatz zu schaffen, insbesondere der Unmöglichkeit, ein
"Perpetuum mobile" 2. Art zu bauen - eine Maschine, die ohne
Reibung läuft. Der Entropiesatz wird in verschiedenen Sprichwörtern
ausgedrückt, z.B.: "Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er
bricht". Evolution = Entwicklung, insbesondere
Entwicklung der >dissipativen (bzw. lebenden) >Systeme auf der Erde in
gegenseitiger Beeinflussung und unter Veränderung der inneren >Struktur Gleichgewicht = Zustand eines Systems, das
sich - in gewissen Grenzen - in der Zeit nicht ändert. Ein statisches Gleichgewicht
kann ohne Energieumsatz erhalten werden, ein >dynamisches Gleichgewicht
nur mit Energieumsatz. Information = Ungewißheit von
Ereignissen, zum Beispiel von Zuständen eines >dynamischen Systems oder
von Störungen aus der >Umwelt, gleichzeitig (bis auf das Vorzeichen) aber
auch das Wissen, das die Ungewißheit aufhebt. Einheit der Information: eine
Ja/Nein-Entscheidung (Bit). Komplexität = Vielfalt unterschiedlicher
Beziehungen in einem >System Konkurrenz = das Beanspruchen der gleichen
>Ressource durch zwei oder mehrere lebende Systeme. lebendes System = (hier) dynamisches,
>Energie und Stoffe umsetzendes System, das eine langfristige Entwicklung
zu höherer >Ordnung (>Evolution) zeigt Modell = Gegenstand, der mit einem
anderen Gegenstand - dem "Urbild" des Modells - Eigenschaften
oder Beziehungen gemeinsam hat. Kann zur Energie-Einsparung beim Erproben
von Verhalten in der >Umwelt benutzt werden. Mulchen = Abdecken des Bodens mit
pflanzlichem Material. Fördert das Bodenleben, hält den Boden feucht und
locker. Mutation = Erschließen von
Möglichkeiten durch kleinste Veränderungen, insbesondere in der >Evolution Nische, ökologische = der Bereich des Überlebens
einer Organismenart, allgemein eines >lebenden >Systems in einem
gedachten >Möglichkeitenraum. Entspricht der "Marktlücke" in
ökonomischer Sprechweise. Ökologie = Wissenschaft von den Wechselwirkungen,
insbesondere dem Stoff- und Energieaustausch lebender, allgemein
>dissipativer >Systeme mit ihrer >Umwelt, verallgemeinert Wissenschaft
von den >Ökosystemen ökologische Nische = der Bereich des Überlebens
einer Organismenart, allgemein eines >lebenden Systems in einem
gedachten Möglichkeitenraum. Entspricht der "Marktlücke" in ökonomischer
Sprechweise. Ökosystem = Wirkungsgefüge aus Lebewesen,
unbelebten natürlichen sowie ggf. auch technischen Bestandteilen, die
untereinander und mit ihrer >Umwelt in Wechselwirkung stehen, insbesondere
>Energie und Stoffe austauschen. Ordnung = Eigenschaft eines
>Systems, das ein Teilsystem enthält, das als >Modell für ein anderes
Teilsystem dienen kann, weil es >Information über dieses andere
Teilsystem enthält. Gleichbedeutend: Negative >Entropie, Redundanz.
Gegensatz: Unordnung, >Entropie. Population = Gesamtheit aller
Individuen einer Art in einem bestimmten Raum bzw. >Ökosystem Ressourcen = Energie, Rohstoffe, Boden
und andere Grundlagen für die Existenz eines lebenden Systems, insbesondere
menschlicher Gesellschaften. Selektion = Auslese, Vernichtung von
Möglichkeiten, insbesondere in der >Evolution. Gegensatz: >Mutation Symbiose = Zusammenwirken zwischen
zwei oder mehreren lebenden, allgemein >dissipativen >Systemen zu gegenseitigem
Vorteil - meist als gegenseitiger Austausch von Stoffen und Energien darstellbar.
System = Gesamtheit von Elementen,
die untereinander, bei offenen Systemen auch mit ihrer >Umwelt, in
Beziehung stehen. System, technisches = planmäßig hergestellter Gegenstand:
Bauten, Leitungsnetze, Geräte, Maschinen, Automaten, Roboter, auch Computerprogramme Technomasse = Gesamtmasse aller funktionierenden
technisch-kulturellen Systeme einer bestimmten Art oder eines bestimmten
>Ökosystems Umwelt = Im allgemeinen Sinn = Gesamtheit
aller Systeme, die mit einem bestimmten System in Beziehung stehen. Im
engeren Sinn = die Gesamtheit der natürlichen Systeme, die mit der menschlichen
Zivilisation in Beziehung stehen, also Gestein und Boden, Gewässer, Lufthülle,
Pflanzen- und Tierwelt. Wirkungsgrad = Verhältnis von Erfolg zu
Aufwand |
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