|
||
|
|
|
Patentrezept
Kloster |
||
Vom Wachstum zum Gleichgewicht |
|
|
|
Öko-Skizze |
|
|
1 |
|
|
Stand: 7.7.2002 |
|
|
|
|
|
||
|
||
Massen von Singles ... |
Ein Drittel der Münchner Bevölkerung
Singles; die Hälfte der Haushalte Einpersonenhaushalte: Was für
eine Verschwendung an Arbeit, Energie, Ressourcen, Geld! - Das kann auf
Dauer nicht stabil sein. |
... sind der Nährboden für Klöster, ... |
Kleine Schwankungen in Richtung
Armut, oder auch schleichender wirtschaftlicher Muskelschwund - und
das Milieu ist da, um das Kloster wieder aktuell zu machen. - Hoppla, und das sagt
einer, der schon Jahrzehnte mit keiner Kirche was am Hut hat? - Warum
nicht? - Es kommt nicht auf das Wort an, und es kommt auch nicht darauf an,
daß das im bisherigen Sinn "Kloster" genannt wird. |
... zumindest für kinderlose Kollektive. |
Worauf kommt es aber dann an? - Auf kinderlose Kollektive
von Leuten, die ihren ökonomischen Wirkungsgrad zumindest beim Wohnen,
vielleicht auch beim Arbeiten und bei der Altersvorsorge durch gemeinsame
Funktionen steigern. |
Es gibt Beispiele in verschiedenen Kulturen, ja sogar ... |
Kinderlos - Ja, meinst Du
denn, der Mensch kann gegen seine Natur an? Wo Menschen sind, da sind doch
auch Kinder!
- Allgemein ja, im einzelnen nein. Gleichgeschlechtliche Kollektive,
wie etwa die Klöster christlicher, buddhistischer oder islamischer
Tradition, auch die "Männerhäuser" in anderen Kulturen,
zeugen keine Kinder, steigen aus dem Vermehrungszyklus aus. Das ist
ein humaneres Mittel der Bevölkerungsregelung als das verbreitete
Verhungern- oder gegenseitige Abschlachtenlassen der heranwachsenden
Jugend. Tibet ist ein Beispiel: Durch die Balance zwischen bäuerlichen
Familien und Klöstern scheint dieses Land über Jahrhunderte ein relatives
Gleichgewicht mit seinen eher knappen Ressourcen erreicht zu haben.
Im europäischen Mittelalter war es wohl zeitweise ähnlich. |
|
Es gibt sogar Beispiele
von zölibatären Kommunen aus Männern und Frauen, etwa die Shaker,
eine puritanische Sekte in Nordamerika, mit ihrer Blütezeit im
19. Jahrhundert. |
... Vorläufer bei Tieren. |
Gleichgeschlechtliche, zumindest
kinderlose Kollektive mit der Funktion der Bevölkerungsregelung
in einer knappen Ressourcenlage sind nicht einmal eine menschliche Erfindung;
so etwas scheint es schon bei Delphinen, Robben, Rindern, Affen zu
geben; das Patent ist also zig Millionen Jahre alt. |
|
|
Verzicht
auf eigene Kinder vermeidet Brutpflege-Konkurrenz, ... |
Warum nur kinderlos? - Weil sonst die Konkurrenz
zwischen den brutpflegenden Einheiten (Kleinfamilien) die Solidarität
und damit die Struktur des Ganzen zerstört. Meine eigenen Kinder sind mir
näher als die meiner "Brüder" und "Schwestern" in der
Kommune; ich werde mich bemühen, meiner Brut, meinen Genen mehr zukommen
zu lassen als deren Brut und deren Genen. Deshalb sprengen eigene
(nicht aber fremde) Kinder jedes Kloster. Mit eigenen Kindern bildet
sich allenfalls eine Hausgemeinschaft, eine Nachbarschaft, ein Dorf,
also weitmaschigere Symbiosen. |
... Verzicht auf Paare vermeidet Eifersuchtsprobleme. |
Schwächer als Brutpflege
für die eigenen Kinder dürfte Paarbildung und die damit oft ausgelöste
Eifersucht zersetzend auch auf gleichgeschlechtliche Kollektive wirken.
Deshalb kann sich in solchen Kollektiven auf Dauer wohl nur eine relativ
sublime Erotik ohne Paare halten. Die nordamerikanischen Shaker
zum Beispiel "poolten" ihre Erotik in ihren Gruppentänzen,
gingen aber sonst körperlich sehr zurückhaltend miteinander um - vermieden
sogar den Händedruck. |
Der Umgang miteinander entspannt sich. |
Wenn in einem gleichgeschlechtlichen
Kollektiv der elementare Konkurrenzkampf der Familien um die Ressourcen
wegfällt und erotische Eifersucht in Schach gehalten wird, kann der Umgang
miteinander sich entspannen. Ein solch gelassener, freundlicher
Umgangsstil läßt sich im Ansatz schon in der Belegschaft von Unternehmen
mit geringer Fluktuation beobachten. |
Kinderlose Kollektive
tragen zur ökologischen Stabilisierung bei. |
Kollektive ohne eigene
Kinder können langfristig als Beitrag zur ökologischen Stabilisierung
wirken. Sie können aber auch kurzfristig genutzt werden zum Beispiel
von bettelarmen Straßenkindern zur Linderung materieller Not,
vermutlich auch als Beitrag zur Aidsvorbeugung. Dieser Gedanke liegt
an einen Problemschwerpunkt der Menschheit und müßte deshalb Interesse
- und Arbeitskraft - anziehen können. Aber auch in den verhältnismäßig
wohlhabenden Industrieländern könnten kinderlose Kollektive die
Lebensqualität von Singles verbessern. Der Übergang von Singlehaushalten
zu solchen Kollektiven läßt sich mit dem Übergang von Materie zu einem
dichteren Kristallgitter vergleichen, etwa von Graphit zu Diamant. |
Gemeinsamkeit spart Energie und Aufwand. |
Was könnte aber den Wirkungsgrad
von Wohnen und Wirtschaften in kinderlosen Kollektiven steigern? - Einige elementare Gemeinsamkeiten - im einzelnen unscheinbar,
insgesamt aber als Entlastung spürbar: o Herde, Waschmaschinen, Geschirrspüler und andere Haushaltsmaschinen,
Gartengeräte und, soweit nötig, Autos gemeinsam anschaffen, warten
und nutzen, o ebenso Fernsehgeräte, Radios, Computer, Internet-Anschlüsse,
Fax-, Druck- und Kopiergeräte, o Bücher gemeinsam aufbewahren, nutzen, vererben, o Wissen und Erfahrung austauschen, o ein gemeinsames Archiv aufbauen, Erinnerung gemeinsam
vererben, o Arbeiten und Transporte gemeinsam anpacken und damit
leichter und schneller bewältigen; unterschiedliche Fähigkeiten
zweckmäßig kombinieren, o Leistungen und Produkte gemeinsam vermarkten, o sich bei Krankheit, Behinderung und Alter gegenseitig helfen, o allgemein Kommunikations- und "Fühlungs"-Vorteile
nutzen. |
Eine Leitidee bringt die passenden Leute zusammen. |
Aber wie finden die passenden
Leute zusammen? - Ähnlich wie die Leute in Klöstern: Durch eine Leitidee.
Die gemeinsame Idee bändigt elementaren Ekel am Mitmenschen. Durch
eine Leitidee gesellt sich Gleich mit Gleich. Eine solche Leitidee könnte
etwa die Ethik des Respekts vor dem Leben sein, wobei "Leben"
so weit gefaßt werden kann, daß auch Geräte, Bauten, Maschinen, Kunst-
und Kulturerzeugnisse als belebt gesehen werden. Umgekehrt könnte
bei Verallgemeinerung von "Willen" die Ethik der Einvernehmlichkeit
der Ethik des Respekts vor dem Leben äquivalent gesetzt werden. (hierzu
Bürger-Text 3: "Zwei Ethiken in eins?" auf dieser Homepage).
Unter einer ethischen Leitidee könnten sich konkrete gemeinsame Aufgaben
wirtschaftlicher, sozialer oder künstlerischer Art entwickeln - wie
in den Klöstern. |
Wenn die Motivation stimmt, muß der Anfang nicht allzu schwer sein. |
Und wie könnte man anfangen? - Wer interessiert ist in
dieser Richtung, sucht andere Interessierte; ein Gesprächskreis bildet
sich; die Ideen werden zu einer gemeinsamen Plattform zusammengebaut.
Irgendwann ergibt sich eine Gelegenheit, ein Haus anzumieten oder zu
kaufen - vielleicht ist es schon vorhanden. Wenn es ein gewöhnliches Appartementhaus
ist, dann könnte sein passender Umbau beispielhaft ausstrahlen. Daß kollektiver
Wohlstand und kollektive Lebensqualität erreichbar sind - wenn
auch selbstverständlich nicht umsonst, haben unter anderen die Shaker gezeigt. wtomasek@yahoo.de |